Infos und Neuigkeiten von meinem Freiwilligenjahr in Indonesien

Sonntag, 26. September 2010

Ramadanferien Teil 2: Bali

Hier kommt endlich der versprochene Bericht zu meiner Balireise.
Kurz: Es war traumhaft! Aber ich will von vorne anfangen.

Wie ich schon im letzten Eintrag erwähnt hatte, sind wir, dass heißt Hansi und ich, nicht geflogen, sondern mit dem Bus gefahren. Da wir uns ziemlich spontan entschlossen hatten, nach Bali zu fahren, war es natürlich schon zu spät, um noch günstige Flüge zu bekommen.
Außerdem war wegen Ramadan quasi Hochsaison, da es hier üblich ist, zu Idul Fitri zu seiner Familie zu fahren bzw. fliegen. Unter normalen Umständen kann man von Yogyakarta nach Denpasar und zurück für knapp 70 € fliegen, während der Ramadanferien war diese Strecke nicht unter 200 € zu kriegen. Mit Hilfe von unseren indonesischen Kontaktpersonen fanden wir zum Glück heraus, das man nach Bali auch mit dem Bus kommen kann. Normalerweise kostet die Strecke Semarang-Denpasar 20 €, zur Idul Fitri Hochsaison hat sie 30 € gekostet. Mangels Alternativen und auch aufgrund des immernoch recht günstigen Preises schlugen wir also zu, trotz der Tatsache, das die Fahrt 16 Stunden dauern sollte. Als wir ein paar Tage später im Büro der Reisegesellschaft saßen, mussten wir feststellen, dass die Fahrt nicht 16 sondern 20 Stunden dauern sollte. Wir waren allerdings fest entschlossen und ließen uns auch davon nicht abschrecken.
Wir hatten bereits befürchtet, dass uns die Klimaanlage im Bus zum Verhängnis werden könnte, da wir schon mehrmals die Erfahrung machen mussten, dass, wenn es denn mal eine Klimaanlage im Auto/Bus gibt, diese auch stets bei maximaler Leistung läuft, und so wird aus angenehm kühl ruckzuck verdammt kalt mit hohem Erkältungspotenzial.
Es kam wie vermutet. Nachdem die ersten 5 Minuten tatsächlich noch angenehm waren, machte uns danach die ständige, künstliche Kälte immer mehr zu schaffen, vorallem da weder Hansi noch ich mit entsprechender Kleidung vorgesorgt hatten. So saß ich zum Beispiel mit T-Shirt, kurzer Hose und Flip Flops im Bus. Zum Glück gab es für jeden Passagier Decken, sodass wir nicht völlig erfroren. Unsere indonesischen Mitreisenden schienen schon zu wissen, was während einer solchen Busfahrt auf sie zukommt, und so packten nicht wenige schon nach kurzer Zeit Wollmützen, Pullover, dicke Socken und Ähnliches aus.
Es ist uns bis heute ein Rätsel, warum der Bus so dermaßen runtergekühlt wurde, da ja wirklich jeder im Bus, auch der Fahrer und sein Assistent, offensichtlich fror oder eben entsprechend dick angezogen war, um der Kälte zu trotzen. Sämtliche Passagiere hatten außerdem ihre Sitzeigene Belüftung ausgestellt, ich habe extra darauf geachtet.
Nach endlos erscheinenden Stunden, es waren statt 20 Stunden dann doch 23 geworden, kamen wir endlich in Denpasar an. Um von dort weiter nach Kuta zu kommen, unserem eigentlichen Reiseziel, hatten wir die Wahl zwischen der klassischen Tourie-Variante oder der indonesischen Variante: wir hätten entweder ein Taxi für ca 10 € nehmen können oder einen der indonesischen Busse (Angkot) für einen Bruchteil des Taxipreises. Da wir uns inzwischen beide schon einigermaßen mit den hiesigen Gebräuchen und vorallem Preisen auskennen, entschieden wir uns natürlich für die indonesische Variante. Nachdem wir die obligatorischen Wucherpreise einiger geschäftstüchtiger Busfahrer um ein Vielfaches runtergehandelt hatten, fuhren wir letztendlich für jeweils 2 € nach Kuta.
Dort angekommen, stellten wir sofort fest, dass wir quasi Asien verlassen hatten und wieder im "globalen Norden" angekommen waren. Sämtliche Reklamen und Schilder waren in Englisch, es wurden an jeder Ecke westliche Produkte angeboten und überall sah man Weiße. Das mag sich nicht besonders anhören, aber da Hansi und ich seit ca. 1 1/2 Monaten überhaupt keinen Weißen mehr gesehen hatten, war das für uns im ersten Moment schon etwas gewöhnungsbedurftig.
Leider konnten wir uns nicht direkt ins Hotel begeben und endlich duschen, wir hatten nämlich noch gar keins! Hansi war im Rahmen einer Asien Reise erst im April in Kuta gewesen und hatte damals innerhalb von 5 Minuten ein super Zimmer mit Klimaanlage fuer ca. 5 € die Nacht bekommen, diesmal wollten wir es wieder so machen. Unser schöner "Plan" ging aber leider überhaupt nicht auf, da wir nicht bedacht hatten, dass ja Hochsaison war!
So liefen wir also ungefähr 3 Stunden durch Kuta auf der Suche nach einem günstigen Hotel, bis wir endlich ein Zimmer fanden, das noch frei war. Uns wurde aber auch schnell klar, warum es noch frei war: es war das mit Abstand ranzigste Zimmer, in dem ich jemals eine Nacht verbracht habe. Die Steckdosen lagen am Boden anstatt in der Wand zu stecken, aus Toilette und Waschbecken tropfte das Wasser und das Schloss zum Bad bestand aus einem rostigen Nagel. Und das alles auch noch für ca. 7 € pro Nacht und Person, im Verhältnis zu anderen Unterkünften tatsächlich ein ziemlicher Wucher. Mangels Alternativen regten wir uns aber nicht auf, ignorierten einfach sämtliche "Unannemhlichkeiten" und ließen den Urlaub endlich beginnen.

Da ich nicht noch morgen mit Tippen beschäftigt sein möchte, werde ich jetzt nicht jeden Tag mit sämtlichen Einzelheiten schildern, sondern nur einen groben Überblick über unsere Aktivitäten geben.
Das Wetter war durchgehend traumhaft. Wir lümmelten am Strand herum, aßen, tranken und

feierten viel, liehen uns Surfboards um auf eigene Faust Surfen zu lernen (was auch ziemlich gut funktionierte) und wechselten noch einmal das Hotel. Zwischendurch empfingen wir Maria (die Freiwillige aus der Schweiz) die aber nur 2 Nächte bleiben konnte und dann wieder mit uns zusammen nach Hause fuhr. Wir liehen uns Mopeds und fuhren zum Dreamland Beach (der Name sagt alles...) und zum Ulu Watu Tempel, bei dem sich herausstellte, das ich dort schon auf meiner Indonesienrundreise 2008 war. Besonders angenehm waren die dortigen Preise: man konnte, ohne lange zu suchen, ein Abendessen mit frisch gepressten Fruchtsäften für 3 € bekommen und war danach pappsatt. Auch für ein Moped haben wir nur 5 € für 24 Stunden gezahlt.

Ich habe jede Minute dieses Urlaubs richtig bewusst genossen (vorallem die Mopedtour) und muss sagen, dass sich die insgesamt ca. 40 Stunden Busfahrt auf jeden Fall gelohnt haben. Es tat richtig gut, sich einmal wieder sicher durch eine "gewohnte" Bewegung und Kultur bewegen zu können, ohne sich immer zurück nehmen zu müssen weil man befürchten muss, gegen unbekannte Sitten, Gebräuche oder religioese Regeln zu verstoßen. Vieles davon sind natürlich auch einfach die Freiheiten, die man als Tourist gegenüber einem Freiwilligen hat, der nicht nur ein paar Tage oder Wochen in der ensprechenden Umgebung bleibt, sondern ein ganzes Jahr. Und für diese 5 Tage waren wir schließlich Touristen.

Die Rückfahrt gestaltete sich wesentlich angenehmer als die Hinfahrt, da sie zum einen schneller ging und wir zum anderen wussten, auf welche Temperaturen wir uns einstellen mussten.
Leider vergaß ich im Bus die Tüte Schlangenfrüchte, die ich extra für meine Gastfamilie als Mitbringsel gekauft hatte. In Indonesien ist es nämlich mehr oder weniger verpflichtend, von einer längeren Reise immer etwas mitzubringen, und so wurde ich auch direkt nach meiner Ankunft zu Hause erwartungsvoll gefragt, was ich denn mitgebracht haette. Zum Gluück waren alle sehr verständnissvoll und meinten nur tidak apa-apa, was kein Problem heißt. Dafür musste ich versprechen, von meiner nächsten Reise auf jeden Fall etwas mitzubringen.

Die nächste größere Reise steht auch schon wieder an: in ungefähr 4 Wochen geht es mit sämtlichen nationalen und internationalen Freiwilligen nach Karimunjawa Island. Darüber weiss ich bisher nur, das es wohl kaum Strom gibt, kein fliesendes Wasser und es das Klischee einer einsamen, paradisischen Insel sein soll.
Ich bin gespannt.

1 Kommentar:

  1. Habe schon sehnsüchtig auf deinen Bericht gewartet. Du hast es gut. Ich sitze am Schreibtisch und schufte, wie soll es anders sein. Da läßt es sich aushalten und vor allem du/ihr hattet viel Spaß. Bonny muss jetzt nicht operiert werden, bin ziemlich froh darüber. Gehe jetzt ins Bett. Hatte heute Monatsabschluss. Bis bald und eine schöne Zeit. LG

    AntwortenLöschen