Infos und Neuigkeiten von meinem Freiwilligenjahr in Indonesien

Freitag, 6. Mai 2011

Malaysien in Bildern

Hier folgen die Bilder zum vorherigen Eintrag über die Malaysienreise.


Nach unserer Ankunft in Kuala Lumpur haben wir natuerlich zuerst einmal unsere neuen Visa beantragt. Solange wir nicht in der indonesischen Botschaft herumsaßen, haben wir uns hauptsächlich den vielfältigen und umwerfenden kulinarischen Köstlichenkeiten gewidmet, die diese Stadt zu bieten hat. Durch den großen Anteil an chinesischen und indischen Einwanderern kann man In Kuala Lumpur eigentlich 3 Tage lang durchgehend essen, ohne einmal das Selbe zu essen oder das einem langweilig werden würde. und genau das haben wir auch gemacht :) Besonders oft haben wir uns Roti Canai bestellt, eine Art indisches Pfannkuchenbrot, das einfach nur total lecker ist!

Nachdem wir in KL genug gesehen hatten und auch nichts mehr in unsere erschöpften Mägen zwingen konnten, verließen wir die Stadt und fuhren ins Landesinnere, zum größten und bekanntesten Nationalparks Malaysiens: dem Taman Negara.



















Nach einer Nacht in der Wildniss und anstrengem Trekking durch das unwegsame Junglegelände setzten wir unsere Reise fort in den äußersten Nord-Osten des Landes, nach Kota Bharu. Eine sehr interessante Stadt mit starkem islamischen Einfluss, in der wir allerdings nur ein paar Stunden verbrachten um dann mit Bus und Fähre zur Pulau Perhentian zu gelangen. Dort gönnten wir uns endlich den wohlverdienten Urlaub vom Urlaub!
Ich glaube, ich habe noch nie eine entspanntere Zeit als auf dieser Insel verbracht, es war einfach nur traumhaft. Leider nur haben die Bierpreise, wie auch sonst überall in Malaysien, nicht ganz meinen Vorstellungen entsprochen...
Nach 5 Tagen auf der wunderbaren Insel ging es wieder über Kota Bharu zurück nach Kuala Lumpur, wo wir noch einmal die Ladies Night am Mittwochabend mitmachen wollten. Mehr oder weniger zufällig stießen wir dabei auf das wöchentliche Treffen der lokalen CouchSurfing-Szene, sodass wir im Handumdrehen zahlreiche neue Freunde hatten und insgesamt einen super Abend verbracht hatten.
Von der Partymeile fuhr ich dann direkt zum Flughafen, da mein Rückflug schon morgens um 6 ging (Laura blieb noch 2 Tag ein der Stadt). Dort pakte mich endlich die Müdigkeit, und zwar so heftig, dass ich den Take-Off des Fliegers garnicht mehr mitbekam und erst wieder in Jakarta zur Landung aufwachte.

Alles in Allem, wieder einmal ein super Trip! Malaysien kann ich nur empfehlen!

Mittwoch, 4. Mai 2011

Unerwartete Ausreise

Nach längerer Zeit habe ich mich endlich mal wieder dazu aufgerafft, einen neuen Bericht für meinen Blog zu verfassen. Und es gibt wie immer einiges zu erzählen!

Das neueste und wichtigste Ereignis ist sicherlich meine plötzliche, gezwungen Ausreise aus Indonesien vor gut 3 Wochen. Um zu erklären, wie es dazu kam, muss ich etwas weiter ausholen.

Normalerweise wird der Verlängerungsprozess der Visa von uns Freiwilligen jeden Monat von unserer Partneroranisation Dejavato übernommen, ohne das wir etwas davon mitbekommen. Nach einer solchen Verlängerung ist das Visum für weitere 30 Tage gültig. Unsere Form von Visum, das "Social and Culural Visit Visa", ist ab Einreise 60 Tage gültig und kann danach 4 Mal vom zuständigen Immigration Office in Indonesien verlängert werden. Danach müssen wir aus dem Land ausreisen, in der indonesischen Botschaft im Ausreiseland unserer Wahl ein neues solches Visum für 60 Tage beantragen und können damit wieder in unserer Projekte zurückkehren.
Da auf diese Weise zwei mal sechs Monate zusammenkommen, reicht diese einmalige Ausreise nach der Hälfte des Aufenthalts eigentlich, um so den einjährigen Freiwilligendienst zu überbrücken. Eigentlich! Wenn sich nicht im Laufe der letzten Wochen und Monate folgendes Problem gebildet hätte: Der Chef unserer Partnerorganisation hier vor Ort, Mas Ketut, hatte schon kurz vor unserer Ausreise im Januar ziemliche Meinungsverschiedenheiten mit dem Immigration Office in Semarang, mit dem er sonst sämtliche Visumsverlängerungen der letzten Jahre problemlos abgewickelt hatte. Da Freiwilligenarbeit in Indonesien noch sehr ungewöhnlich ist und dementsprechend argwöhnisch betrachtet wird, hatten die zuständigen Beamten in Semarang Mas Ketut nun einfach nicht mehr geglaubt, dass all diese (weißen) Personen, deren Pässe bei ihnen Monat um Monat auf dem Schreibtisch lagen, sich tatsächlich ohne Bezahlung und aus freien Stücken in Indonesien aufhalten, und eben NICHT arbeiten. Würden wir nämlich arbeiten, bräuchten wir ein "Business-Visa", und kein "Social and Cultural Visit Visa". Letztendlich wurde Mas Ketut dann jegliche weitere Zusammenarbeit verweigert.
So beschloss also Mas Ketut, gezwungenermaßen, sein Glück bei einem anderen Immigration Office zu suchen, und die Wahl fiel auf die Kreishauptstadt Pati, ca. 2 Stunden Fahrt vom Dejavato-Büro in Semarang entfernt. Dann, wenige Tage bevor zum 11. April wieder die erste Visumverlängerung seit unserer Rückkehr aus Thailand/Philippinen/Singapur anstand, verschickte Mas Ketut aufeinmal aufgeregte SMS und E-Mails an alle betroffenen Freiwilligen. Es gäbe schon wieder Probleme mit dem neuen Immigration Office und wir sollten uns bereit halten, in den nächsten Tagen dorthin zu fahren um Fotos und Fingerabdrücke machen zu lassen, wie auch schon einmal in Semarang. Nach viel nervenaufreibendem Hin und Her und ungewissem Warten wurde letzendlich am 8. April 3 von uns Frewilligen die Visumsverlängerung verweigert! Diese 3 waren Laura, Ruppert und ich. Das bedeutete, dass wir bis zum 11., der Tag an dem unsere Visa ausliefen, aus dem Land ausreisen mussten, anderereseits wären wir ohne gültiges Visum im Land gewesen und hätten uns damit nach indonesischem Recht strafbar gemacht!
Noch am selben Nachmittag bekam ich den ensprechenden Anruf von Mas Ketut und wenige Stunden später hatte ich schon meinen Flug gebucht - nach Kuala Lumpur! Um ein neues 60-Tage Visum in der indonseischen Botschaft zu beantragen, wurde uns eine Woche lang frei gegeben und wie es der Zufall wollte, hatten Laura und ich beide im Anschluss an diese eine Woche sowieso noch eine weitere Woche frei. So kam es, dass aus einer völlig unerwarteten und gezwungen Ausreise eine wunderbare, 2-wöchige Reise durch Malaysien wurde :) Ruppert flog währenddessen für wenige Stunden zum Flughafen in Singapur und reiste direkt wieder nach Indonesien mit einem regulären Touristenvisum zurück. Aus diversen Gründen hat er inzwischen seinen Freiwilligendienst hier abgebrochen und befindet sich in diesen Minuten leider schon auf der Heimreise nach Deutschland.

Details von der Reise und vorallem Bilder werde ich inshallah morgen abend hochladen, jetzt werde ich erstmal schlafen gehen und mich süßen Träumen hingeben.
Gute Nacht oder auch Selamat Malam,

Mas Fabian

Montag, 21. März 2011

Halbjahresbericht

Wieder einmal ist es lange her seit meinem Eintrag, es ist aber auch wieder einmal sehr viel passiert.
Ich habe nicht nur meine "Visa-Extension-Reise" durch Thailand, die Philippinen und Singapur hinter micht gebracht, sondern war auch in auf einem spontanen Trip in der Landeshauptstadt Jakarta unterwegs und habe außerdem meine Schüler intensiv auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet.

Würde ich in diesem Blogeintrag von allen erzählenswerten Gegebenheiten auf einmal berichten, säße ich wohl bei Tagesanbruch noch vor der Tastatur. Deshalb will ich mich diesmal auf meine aktuelle Situation beschränken, bevor ich von der Vergangenheit erzähle.
Für meine Entsendeorganisation ICJA musste ich kürzlich mal wieder einen Zwischenbericht anfertigen, mein Aufenthalt in Indonesien ist schließlich bei der Halbzeit angelangt. Im folgenden findet ihr also den besagten Halbjahresbericht, der meine gegenwärtige Rolle im Projekt und in der Gastfamilie behandelt.

Über die Hälfte meines Aufenthaltes in Indonesien ist vorbei und seit dem letzten Zwischenbericht vor 3 Monaten hat sich einiges getan. Ich begreife immer mehr von meinem Gastland und gewinne immer tiefere Einblicke in die Kultur, was sicherlich auch daran liegt das ich Sprache inzwischen fast fließend beherrsche. Die Hoffnung, jemals Jawanesisch zu beherrschen, habe ich zwar aufgegeben, aber dafür haben mich meine guten Indonesischkenntnisse zum gefragten Gesprächspartner werden lassen.


Diese verbesserten Sprachkenntnisse beeinflussen auch meine Rolle im Projekt. Die allermeisten meiner Schüler verstehen auch nach über 5 Jahren Englischunterricht kaum ein Wort standartmäßig gesprochenes Englisch und bei zahlreichen Schülern glaube ich auch nicht, dass sich das jemals ändern wird. Ich bezweifele inzwischen, dass man bei der aktuellen Personalbesetzung und den riesigen Klassen etwas an der gegenwärtigen Situation ändern kann. Da ich meine Englischkenntnisse also kaum effektiv einsetzen kann, versuche ich meine Fähigkeiten und anderweitigen Kenntnisse so gut wie möglich einzubringen. Ich beschränke mich inzwischen oft darauf, auf Indonesisch von den Verhältnissen in Deutschland, Europa und dem Rest der Welt außerhalb Indonesiens zu berichten. Auf diese Weise kann ich nicht nur mit teilweise völlig absurden Vorurteilen aufräumen („Regnet es überhaupt in Europa?“) sondern auch ihren Horizont erweitern. Viele von ihnen haben noch nie ihre Heimatstadt verlassen und werden erst recht nie ihr Land verlassen, sodass sie stets sehr dankbar und interessiert an meinen Ausführungen sind. Wenn sich die Möglichkeit bietet, versuche ich in meine Ausführungen immer ein paar Sätze auf Englisch zu flechten, wobei ich dann allerdings oft in irritierte Gesichter gucken muss.


Meine Gastfamilie betrachte ich inzwischen schon fast als richtige Familie, ich fühle mich dort sehr wohl. Meinen eigentlichen Gastbruder sehe ich zwar höchstens alle 2 Wochen da er ansonsten in einem islamischen Internat wohnt, aber da in der angrenzenden Doppelhaushälfte noch die Familie meines Gastonkels wohnt, habe ich deren Kinder oft um mich herum und kann mir mit ihnen die Zeit vertreiben. Inzwischen behandelt mich meine Gastfamilie auch nicht mehr wie einen völlig hilflosen Gast im fremden Land sondern lässt mir immer mehr Freiheiten, sodass ich nun schon seit längerem einen geregelten Alltag habe und nicht mehr jeden meiner Schritte vorher anmelden muss.


Anfangs war ich sehr glücklich darüber, in einer Gastfamilie zu wohnen. Ich bekam so einen sehr authentischen Einblick in das traditionelle, indonesische Familienleben und lernte sicherlich auch viel mehr von der Kultur, der Sprache und den Gerichten meines Gastlandes kennen, als ich es jemals getan hätte, wenn ich alleine gewohnt hätte. In letzter Zeit wünsche ich mir allerdings immer öfter, alleine oder zusammen mit einem anderen internationalen Freiwilligen zu wohnen. Nach über einem halben Jahr habe ich nun genug Kenntnisse von Sprache und Sitten erworben und wünsche mir mehr Unabhängigkeit. In einer eigenen Unterkunft würde mir nicht ständig jemand auf die Finger gucken und ich müsste nicht wie so oft mein Verhalten erklären, welches für Deutsche völlig normal wäre, bei Indonesiern allerdings auf Unverständnis stößt.


Leider habe ich immer noch keine wirklich engen Freundschaften mit Einheimischen knüpfen können. In dieser Angelegenheit stehe ich vor demselben Problem wie die meisten der anderen Freiwilligen auch: viele Indonesier, ganz besonders auf dem Land, sehen einfach nicht über die weiße Hautfarbe hinweg und stellen sich nur wegen der Herkunft bei jeder Begegnung direkt unter einen. Unter diesen Bedingungen kann sich keine echte Freundschaft entwickeln und die immer noch bestehende Sprachbarriere tut ihr Übriges. Zum Glück wird unsere Gemeinschaft an internationalen Freiwilligen immer größer, sodass wir uns wenigstens untereinander austauschen können.



Trotz aller Schwierigkeiten die ich in diesem Bericht geschildert habe, gefällt es mir hier immer noch sehr gut und es fällt mir auch mit jedem Tag leichter, meinen Weg zwischen islamischen Regeln und indonesischer Tradition zu finden, ohne dass ich meine eigene Persönlichkeit zu sehr beschränken müsste.

Grüße auch dem immer heißer werdenden Zentraljawa (die Trockenzeit beginnt),


Fabian Garbe


Mittwoch, 19. Januar 2011

Schon lange her

Bevor mein letzter Eintrag morgen 2 Monate alt wird, möchte ich doch noch schnell etwas schreiben, nicht das man denkt ich hätte meinen Blog vergessen!
In den letzten Wochen war ich ziemlich beschäftigt: im Dezember wurden landesweite Examen geschrieben, und da ich während dieser Klausurenphase nicht anwesend sein muss, habe ich die Zeit anderweitig sinnvoll genutzt, nämlich um mein Gastland noch intensiver kennenzulernen. Kurz, ich bin nach Sumatra, Bali und Flores gereist und habe mich dort wiedereinmal von der Vielfalt Indonesiens beeindrucken lassen. Aber davon werde ich ein anderes Mal berichten.
Außerdem haben mich meine Eltern in meinem Projekt und meiner Gastfamilie besucht, was nicht nur für meine jeweiligen Eltern sehr interessant war sondern natürlich auch für mich sehr schön war.

Zwischen Weihnachten und Neujahr waren in meiner Schule Ferien und mit dem Beginn des neuen Kalenderjahres hat die Vorbereitung für die großen Abschlussprüfungen im Juli angefangen, dass heißt 3 mal die Woche gibt es jetzt nachmittags zusätzlichen Unterricht, bei dem ich neben dem Englischkurs den ich anbiete auch noch mithelfe.
Auch außerschulisch ist zur Zeit einiges los: die letzte Phase der Reisernte hat begonnen und da meine Gastfamilie einige Hekter Reisfeld besitzt gibt es zahlreiche Gelegenheiten bei denen meine Hilfe sehr willkommen ist, dazu zählt zum Beispiel 50-Kilo Säcke umladen oder Reis zum trocknen ausbreiten und wenden.
Und da ich jetzt schon FAST ein halbes Jahr hier bin, wird es Zeit, dass ich mit den anderen Freiwilligen aus dem Land ausreise und ein neues Visum für das nächste halbe Jahr beantrage, so ist die Regel. Die Reise wird nach Bangkok gehen und ich freue mich schon enorm.

Ich hoffe, dass ich bis dahin nochmal einen etwas ausführlicheren Bericht schreiben kann. Nächste Woche findet die MidTerm Evaluation meiner Organisation hier vor Ort statt, viellicht finde ich ja mal eine ruhige Minute.

Samstag, 20. November 2010

Offizieller 3-Monats Bericht

Für meine Entsendeorganisation ICJA muss ich nach 3, 6 und 12 Monaten jeweils einen Zwischenbericht schreiben. Ich möchte nun also meinen offiziellen 3-Monatsbericht mit euch teilen.


Ich bin inzwischen seit über 3 Monaten in Indonesien und so langsam fühle ich mich hier zu Hause. Bevor ich hierher gekommen bin, hatte ich eigentlich keine großen Erwartungen, denn wer keine Erwartungen hat, kann auch nicht enttäuscht werden. Obwohl ich vor 2 Jahren schon einmal hier war auf einer Rundreise, war ich doch von vielen Dingen überrascht. Damals war ich mit meiner Familie und einer großen Reisegruppe unterwegs. Wir sind größtenteils unter uns geblieben, waren in einem riesigen, modernen Bus unterwegs und haben in westlichen Hotels übernachtet. Wir haben zwar damals in sehr kurzer Zeit sehr viel gesehen, sind aber kaum in die Kultur Indonesiens eingetaucht.


Schon in den ersten Tagen meines FSJs habe ich mehr über die tatsächliche Kultur erfahren als damals in 3 Wochen. So mussten wir Freiwillige unter anderem überrascht und auch etwas frustriert feststellen, dass in Indonesien nicht eine Sprache gesprochen wird, sondern über 200! Frustriert deshalb, weil das für uns bedeutet, dass wir nicht nur Bahasa Indonesia lernen müssen, sondern auch noch Javanesisch. Das Indonesische fällt mir zum Glück sehr leicht, ich kann inzwischen schon die meisten alltäglichen Konversationen meistern und verstehe auch immer mehr vom etwas anspruchsvolleren Indonesisch welches z.B. im Fernsehen gesprochen wird. Nur mit dem Javanesischen kann ich mich nicht anfreunden. Es gibt 3 verschieden Sprachlevel die sich an der Autorität der Gesprächspartner orientieren und auch die Aussprache fällt mir ausgesprochen schwer.

Zum Glück wurden wir Freiwillige in der Einführungswoche auch über die asiatische Höflichkeit und vor allem über die berühmt-berüchtigte Indirektheit aufgeklärt, das hat uns besonders am Anfang vor so mancher peinlichen Situation bewahrt. Nichts desto trotz sind wir natürlich trotzdem in zahlreiche Fettnäpfchen getreten.


Mein Projekt ist die MA Darul Ulum in Purwogondo in der Region Jepara. MA steht für Madrasa Aliyah und ist in etwa mit Islamic Highschool zu übersetzen, also eine nicht-staatliche Schule die neben den normalen Fächern noch einen besonderen Schwerpunkt auf islamische Werte legt wie z.B. Arabisch oder das Studium des Korans. Ich assistiere den Lehrern im Englisch- und Französischunterricht und biete zweimal die Woche noch einen Extrakurs Englisch für die motivierteren Schülern an.


Es fällt mir immer noch schwer zu akzeptieren, dass die Lehrer es einfach hinnehmen, wenn ihre Schüler einfach eine ganze Stunde lang nichts in ihr Heft schreiben oder schlafen. Ich versuche immer etwas Disziplin in meinen Unterricht zu bringen und da ich immer noch etwas Besonderes bin, folgen sie mir auch oft. Da die Schüler so etwas aber überhaupt nicht gewöhnt sind, galt ich in den ersten Wochen noch als ausgesprochen streng und viele hatten Angst vor mir. Zum Glück hat mich dann ein befreundeter Lehrer darauf hingewiesen und mir erklärt wie es hier läuft, sodass ich mein Verhalten anpassen konnte, die deutsche Direktheit wirkt hier nämlich schnell arrogant und peinlich.


Sehr gut gefällt mir die familiäre Atmosphäre an der Schule. Es ist z.B. keine Seltenheit, dass ein Lehrer einfach mal einem seiner Schüler seinen Haustürschlüssel in die Hand drückt damit dieser etwas für ihn aus seinem Haus holt.


Meine Lehrerkollegen sind ausgesprochen freundlich und haben mir dieselbe überschwängliche Hilfsbereitschaft entgegengebracht, die ich bisher überall in Indonesien erfahren habe. Ich habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt in meinem Projekt. Auch die Schüler begaffen mich inzwischen nicht mehr nur noch aus der Entfernung sondern kommen oft auf mich zu und stellen mir Fragen zum Unterricht oder wollen einfach ein bisschen mit mir quatschen.


Anfangs war ich ziemlich enttäuscht, dass mir ausgerechnet dieses Projekt zugeteilt wurde; es war keines der 3 Projekte die auf meiner Wunschliste standen und die Ausschreibung hörte sich auch alles andere als verlockend an. Ich erinnere mich an Formulierungen wie „located in the countryside“ und „limited public facilities (no bank, no ATM, no internet connection)“ die mich wirklich abschreckten, da ich auf keinen Fall in einem abgelegenen Dorf, fernab von der Stadt landen wollte. Letztendlich bin ich aber heilfroh in eben diesem Projekt gelandet zu sein. Da hier so gut wie niemand Englisch spricht und ich somit gezwungen bin, ständig meine Sprachkenntnisse anzuwenden, lerne ich die Sprache wesentlich schneller als die Freiwilligen in der Stadt. Außerdem ist die Luftverschmutzung in der Stadt sehr hoch, Indonesien ist nach den USA und China der drittgrößte CO2-Produzent in der Welt.. Auf dem Land erfährt man auch viel mehr vom ursprünglichen, traditionellen Leben als in der Stadt, wie z.B. Schlachtungen oder Beschneidungen. Ganz davon abgesehen ist mein Dorf auch bei weitem nicht so zurückgeblieben wie es in der Ausschreibung dargestellt wird: ich habe W-Lan in der Schule und sogar in meinem Haus, es gibt zahlreiche ATMs und man kann im Supermarkt fast alles kaufen, was man auch in Deutschland bekommen würde.


Die Vorbereitung in Deutschland seitens des ICJAs hat mir definitiv sehr geholfen mich auf meinen Aufenthalt hier vorzubereiten, soweit man sich für ein FSJ überhaupt vorbereiten kann.


Ich denke oft an die „Kulturelle Brille“ und versuche dann die Dinge distanzierter zu betrachten, dass hätte ich ohne die Vorbereitung sicherlich nicht getan. Auch wenn ich Beiträge für meinen Blog schreibe, kann ich oft von den Tipps und Tricks Gebrauch machen, die wir im Vorhinein vom ICJA vermittelt bekommen haben.


Ich hatte mir vorher viele Sorgen gemacht wegen des Islams, Indonesien ist schließlich das bevölkerungsreichste islamische Land der Welt. In Europa existiert leider oft noch die Vorstellung vom bösen, dunklen Islam der Frauen unterdrückt und Terroristen hervorbringt. Obwohl einige meiner besten Freunde in Deutschland Moslems sind, war auch ich von dieser Konditionierung natürlich nicht ganz ausgeschlossen, und so hatte ich teilweise erwartet, für das nächste Jahr mehr oder weniger zum Moslem werden zu müssen, mich sämtlichen Regeln unterwerfen zu müssen und extrem in meinen Freiheiten beraubt zu werden, die ich seit meiner Volljährigkeit und dem Abschluss der Schule so genossen hatte. Zum Glück haben sich aber fast alle Befürchtungen als unbegründet erwiesen. Über meine Meinung zum Islam möchte ich mir jetzt hier nicht auslassen, das würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, aber seit ich ihn einmal aus aller nächste Nähe kennen gelernt habe, hat er jegliche bedrohliche Ausstrahlung verloren. Man sagt, wir fürchten uns vor Dingen die wir nicht kennen, und so ist es mit dem Islam denke ich auch.


Grüße aus dem inzwischen verregneten Zentraljava (es ist Regenzeit),


Fabian Garbe

Mittwoch, 3. November 2010

Ein Viertel ist rum

Seit gestern bin ich schon 3 Monate hier, und es kommt mir immernoch so vor, als wären gerade einmal 3 Wochen vergangen. Diesen Anlass möchte ich nutzen, um ein erstes Fazit zu ziehen.

Kurz: Ich bin verdammt froh, hier zu sein.
Es gefällt mir hier so gut, dass ich mir garnicht vorstellen kann, dass es die nächsten 9 Monate genauso toll weitergehen sollen. Zurzeit wüsste ich auch keinen Grund, warum ich zurück nach Deutschland wollte. Es gibt noch so viele tolle Sachen zu entdecken, so viele Orte die ich noch sehen möchte, so Vieles das ich noch nicht weiß und so Vieles das ich noch noch lernen möchte.
Wenn ich mich zurückerinnere, dass ich mir vor meiner Ausreise noch oft gedacht habe, dass ich vielleicht doch lieber in ein weiter entwickeltes Land gehen sollte, kann ich jetzt nur den Kopf schütteln. Besonders wenn ich an meine Freunde denke die ich in Deutschland zurückgelassen habe, bin ich froh diese Entscheidung getroffen zu haben, ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland zu absolvieren. Aus Deutschland höre ich ständig vom anstrengenden Studium oder vom langweiligen Zivildienst. Hier gibt es jeden Tag ein neues Geheimnis, dass ich der fremden Kultur entlocken kann, eine unbekannte Speise zu probieren und neue Leute kennen zu lernen. Ich verstehe mich mit meiner Gastfamilie und auch den anderen Freiwilligen bestens und auch meine Arbeit gefällt mir, aber davon berichte ich ein anderes Mal.

Ich mache immer mehr Fortschritte mit der Sprache und kann inzwischen schon fast flüssig eine Konversation führen, vorrausgesetzt mein Gesprächsparnter spricht deutlich und keinen Slang, d.h. keine Abkürzungen (die hier leider sehr beliebt sind) und kein Jawanesisch-Indonesisch-Mix. Dummerweise ist das aber genau der Lieblingsstil der hiesigen Jugend, sodass es jedesmal immer ein bisschen dauert, bis ich mit Jugendlichen ins Gespräch kommen kann.

Meine Schüler, Kollegen und Nachbarn sehen mich immer mehr als einer von ihnen an ich ich verliere zum Glück so langsam den Promi-Status des unantastbaren, glänzenden Bule. Inzwiwschen bin ich (fast) einfach ein ganz normaler Mensch der halt statt dunkler Haut einfach helle Haut hat.
Es ist zwar nicht immer einfach, alle Vorurteile zu widerlegen und meine Mitmenschen davon zu überzeugen, das man in Europa zum Beispiel nicht jeden Tag Sex auf der offenen Straße hat oder das es in Deutschland auch Obdachlose und Arbeitslose gibt, aber ich gebe mir jeden Tag sehr viel Mühe.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Schlachthof Vorgarten

Vor einigen Wochen kam ich vom Volleyballspielen nach Hause, ging ins Haus, duschte, aß zu Abend und setzte mich danach wie so oft auf die Terasse vor dem Haus. Alles ganz normal.
Ich quatschte gerade mit einem meiner Gastcousins, als plötzlich ein furchtbarer Schrei ertönte. Ich war zwar etwas überrascht von der Intensivität des Schreis, dachte aber nicht weiter darüber nach, ich hielt es für ein spielendes Kind aus der Nachbarschaft.
Auf einmal sah ich aus dem Augenwinkel, wie sich etwas Großes hinter einer der Säulen der Terasse bewegte. Ich blickte auf und sah plötzlich eine riesige Kuh vor mir stehen! Ich war doppelt überrascht, denn erstens steht einem ja nicht alle Tage einfach eine Kuh gegenüber und zweitens war sie 20 Minuten vorher als ich nach Hause kam noch nicht da. Ich ging auf die Kuh zu und stellte fest, dass sie an einem Baum festgebunden war. Kurz darauf erfuhr ich von meinen Gasteltern, dass sie am nächsten Morgen geschlachtet werden sollte. Obwohl die Schlachtung zu einer typischen indonesischen Zeit stattfinden sollte, nämlich um 4 Uhr morgens, beschloss ich mir dieses (eventuell einmalige?) Ereignis nicht entgehen zu lassen.
Am nächsten Morgen stand ich also voller Spannung zur besagten Zeit auf und setzte mich mit meiner Kamera bewaffnet auf die Terasse. Schon bald kamen immer mehr Männer aus der Nachbarschaft und fingen an, alles vorzubereiten. Es wurden Gartenschläuche angeschlossen, Messer gewetzt und der Vorhof gefegt. Dann wurde die Kuh kurz losgebunden, aber nur um dirket wieder zwischen zwei Bäumen mit dicken Seilen eingespannt zu werden. Die Kuh war offensichtlich völlig am Ende, ich vermute dass sie irgendwie schon die ganze Nacht wusste was auf sie zu kommen würde. Sie schnaufte und stöhnte fürchterlich und war auch schon so schwach, dass es für die Männer ein Leichtes war sie zu Fall zu bringen.
Als alles vorbereitet war und die Kuh komplett eingespannt war wurde ihr dann letztendlich mit ein paar geübten Handgriffen der Hals aufgeschnitten. Das Blut wurde aus der Halsschlagader in einen großen Bottich abgelassen bis nichts mehr nachlief und dann ging es mit dem Zerlegen los. Das Flesich wurde anschließend auf die Nachbarschaft verteilt und später auf einer langen Liste abgerechnet. Schaut euch dazu einfach die Fotos an. Achtung, nichts für Weicheier!

Ich fand es beeindruckend mit welcher Selbstverständlichkeit und Routine das alles von Statten ging. So etwas wäre in einem deutschen Privathaushalt kaum vorstellbar, und auch für mich war es doch eine recht intensive Erfahrung. Mir wurde während der Schlachtung mal wieder bewusst, dass die größten Unterschiede zwischen Kulturen diejenigen Dinge sind, die wir als selbstverständlich erachten.
In Deutschland kauft man sein Rindersteak oder Hackfleisch natürlich im Supermarkt, wo sonst. Das das Tier unter höchsten hygenischen Standarts zerlegt wurde ist außer Frage.
In Indonesien aber ist es das normalste der Welt, dass man sich eine ganze, lebende Kuh kauft und diese selber schlachtet, und zwar einfach in einem Vorhof, auf dem 5 Minuten vorher noch Hühner und Ziegen herumliefen und täglich Kinder spielen.


Zuerst wurde die Kuh zwischen 2 Bäumen eingespannt damit sie sich nichtmehr bewegen konnte.


Nach dem Durchtrennen der Halsschlagader gings es mit dem Zerlegen los.

Die Haut wurde vom Bauch an abgezogen.

Nachdem die Bauchdecke geöffnet war, wurden die Gedärme entfernt.

Fast die ganze Straße hat mitgeholfen.

Die Rippen wurden mit einer Axt durchtrennt.

Nach ca. 1 1/2 Stunden war alles vorbei und das war alles was übrig blieb.