Infos und Neuigkeiten von meinem Freiwilligenjahr in Indonesien

Samstag, 21. August 2010

Ausführliches: Teil 2 (2/2)

Hier folgt der Rest des gestrigen Eintrages. Über meine Schule habe ich bereits berichtet, jetzt will ich von meinem "Alltag" erzählen, soweit dieser Begriff überhaupt schon angebracht ist.

Wenn ich Nachmittags Indonesischkurs habe, immer um 4, mache ich bis dahin meistens nicht besonders viel. Entweder ich schlafe oder ich erledige irgendwelche Dinge am Laptop.
Ansonsten habe ich das Fahrrad der Gastfamilie für mich entdeckt. Außer mir benutzt es niemand in der Familie, meine Gasteltern fahren Moped wenn sie irgendwo hin müssen und mein Gastbruder ist sowieso immer die ganze Woche über im Internat und kommt höchstens am Wochenende nach Hause. Mit dem Fahrrad habe ich ganz neue Freiheiten, da ich auf einmal mobil bin und unabhängig überall hinkommen kann.
Vor ein paar Tagen bin ich zum Beispiel zum örtlichen "Strand" geradelt. Ich hatte mir die Strecke vorher bei Google Maps angeguckt und bin dann einfach drauf los gefahren. Nach ca. einer halben Stunde kam ich dann endlich im letzten Dorf vor dem Meer an. Wenn ich vorher dachte, ich hätte schon einen ganz schönen Kulturschock in meinem Dorf erlebt, war ich hier erst so richtig umgehauen. Es stinkt im ganzen Ort intensiv nach Fisch, die Menschen leben in einfachsten Huetten, überall liegt Müll herum und ich wurde noch mehr angestarrt als sonst, ich bin mir sicher die meisten der Dorfbewohner haben noch nie einen Weißen in live gesehen.
Leider war ich aber immer noch nicht am eigentlichen Strand. Ich fuhr also ein bisschen durchs Dorf um einen Zugang ans Wasser zu finden, aber es hörte einfach ca. 200 Meter davor auf. Hört sich komisch an, ist es auch. Zwischen dem Ende des Dorfes und dem Wasser waren überall solche Salzbecken, in denen man das Wasser aus dem Meer sammelt und verdunsten lässt. Ich vermutete, dass die Dorfbewohner eventuell gar kein Interesse am Strand haben könnten, da sie schließlich genug andere Sorgen haben oder sie vielleicht einfach nicht so scharf auf Strand sind wie wir Europäer. Ich fuhr also bis ans äußerste Ende des Dorfes und entdeckte dort einen Trampelpfad durchs Gestrüpp, dem ich natürlich folgte. Nach wenigen Metern kam ich an eine winzige Strohhütte. Links von der Hütte waren mehrere Wasserbecken angelegt, ich vermute zur Fischzucht. Diese Becken waren nur von aufgeschütteter Erde getrennt, auf welcher sich auch gleichzeitig die Wege durch diese Fischzucht befanden. Ich stieg also von meinem Fahrrad ab und machte ein paar erste Schritte auf diesem Erdwall. Er wirkte einigermaßen stabil, auch wenn mir bereits der erste Schlamm über die Flip Flops quoll. Von da an wurde es richtig abenteuerlich. Links und rechts flitzten ständig irgendwelche riesigen Spinnen und Amphibien raschelnd davon, das Wasser in meiner Naehe fingt immer wieder an zu blubbern und plötzlich hörte ich einen animalischen Schrei irgendwo aus Richtung der Mangroven zu meiner Rechten, und sah nur noch einen rosafarbenen Blitz davonfliegen, ich vermute es war ein Papagei. Je weiter ich ging, desto sumpfiger wurde der Erdwall auf dem ich mich bewegte, teilweise versank ich bis zu den Knien im tiefbraunen Schlamm. Meine Flip Flops hatte ich längst zurück gelassen, sie wären ansonsten im Schlamm verschwunden. Bis auf das Rascheln von davonzischenden Tierchen und vereinzeltem Zikadengezirpe war es komplett still, dazu die drückende, schwüle Hitze und ringsherum der Sumpf mit den riesigen Mangroven: ich kam mir vor wie Indiana Jones.
Nachdem ich also noch über diverse Baumstämme balancieren musste, erreichte ich tatsächlich irgendwann die Wasserfront. Dort musste ich enttäuscht feststellen, dass sich der Aufwand nicht gelohnt hatte, zumindest nicht wegen des Strandes. Dieser war nämlich, ich hatte es befürchtet, völlig verdreckt und auch größtenteils bewachsen, richtigen Sand gab es auch nicht. Ich genoss trotzdem für einige Minuten die Sonne und die Aussicht aufs Meer mit den vielen kleinen, bunten Holzbötchen der lokalen Fischer und machte mich auf den Rückweg.
Da ich den Weg und seine Tücken inzwischen kannte, ging das ruckzuck und ich war wieder bei meinem Fahrrad angelangt. Auf dem Weg zurück zum Dorf versuchte ich, meine schlammverkrusteten Beine und Flip Flops in einem der Salzbecken zu säubern, allerdings mit mäßigem Erfolg. Als ich wieder ins Dorf kam, fragte ich direkt die nächstbeste Frau die ich auf ihrer Veranda erspähte, ob ich mich kurz mit ihrem Gartenschlauch säubern koennte. Sie war sehr erfreut mir helfen zu können und packte auch gleich tatkräftig mit an: Sie kratzte meine Flip Flops frei während ich meine Beine wusch. Als ich wieder sauber war drehte ich mich zu meinem Fahrrad um und stellte fest, das hinter mir ca. 15 Dorfbewohner standen und mich einfach nur anstarrten. Wann wäscht sich schon mal ein Bule vor der eigenen Haustür die Füße?
Ich verabschiedete und bedankte mich freundlich auf indonesisch und jawanasisch, wobei sie sich vorallem über das Jawanesische freuten, und fuhr sehr zufrieden nach Hause. Ich hatte nicht nur zum ersten Mal meine kümmerlichen Sprachkenntnisse erfolgreich und eigenständig anwenden können, sondern hatte auch noch Einiges erlebt.
So, die Beschreibung meines Strandausfluges ist jetzt doch ein bisschen ausgeartet, so abenteurlich ist natürlich nicht jeder Tag hier.
Vor 2 Tagen bin ich in die Stadt geradelt um mir die Zutaten für eine Klimmzugstange zu besorgen, die ich an den Baum in unserem Vorgarten anbringen kann. Nach einiger Rumfragerei fand ich endlich einen gut sotierten "Baumarkt" und kaufte mir für umgerechnet 3,50
€ ein ca. 80cm langes, massives Eisenrohr und ein 4m langes Kunststoffseil. Zu Hause angekommen installierte ich direkt alles erst einmal provisorisch. Die Kinder aus meinem Dorf hatten mitbekommen was ich vorhatte und kaum hing die Stange am Baum, avancierte sie direkt zum neuen Highlight des Dorfes für die nächste halbe Stunde. Ich habe ein paar klasse Bilder gemacht, ich werde sie hochladen sobald das Internet bei mir im Haus wieder funktioniert, momentan muss ich in der Schule ins Internet gehen.
Ihr seht, zur Zeit gibt es immer etwas Neues zu entdecken, vorallem wenn man selbständig (z.B. mit dem Fahrrad) etwas unternimmt.
Wenn ich nicht gerade Indiana Jones spiele oder mir irgendetwas schraube werde ich zur Zeit (noch) sehr oft zum Fastenbrechen oder Ähnlichem eingeladen, mindestens 2 Mal die Woche. Zum Glück bleibt auch noch viel Zeit für Sport. Gestern habe ich beim Joggen entdeckt, das es nur 2 Straßen weiter von meinem Haus ein Volleyballfeld gibt, vielvesprechend!!
Jetzt tut mir die Hand weh nach diesem eskalativen Eintrag, Tschüss!

3 Kommentare:

  1. Hay Fabi! Grüße aus den Philippinen! Scheint ja alles super zu laufen bei dir :-P Wir müssen noch ca. ne Woche warten bis wir ne Gastfamilie haben... Dann sind wir mitlerweile 3 Wochen hier :D

    Jan

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  2. geile story! scheint ja ein echtes Abenteuer zu sein :) und schreib immer schön weiter deinen blog das echt ne klasse sache.
    schreib mir mal bei facebook oder so wenn du wieder i net hast vllt kann man dann ja mal was labern ;) hauste

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  3. ah ich bins übrigens linus xD i wie kann ich als profil nur anonym wählen ^^

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